Gedichte 24 Dezember 2022
Ich war grad draußen,
den Wind, den hör ich sausen,
wärmer als gestern,
bewölkt, gar Regen, kein einziger Stern.
So spür ich tief in mir
mein Weihnachtsgespür,
dass der Tag heut Motto-frei,
Heiligabend, der Tage noch zwei.
Weihnacht, was ja auch am Tag,
den man seit gestern länger sagt,
Weihtag also würd‘ ich daraus schließen,
Weintag, den Wein zu genießen,
wenn die blöden neuen Etiketten nicht wären -
das blöde Tier, dass gleich dem Bären -
es will heut‘ nicht der Strich zum Kreis,
egal was ich hier schreib mit Fleiß.
Auch ist zu klären, ob Maria gestillt?
Es ist ja auch kein Flascherl gefüllt,
dass sie das Kind um sich band
die Brust zu geben ist nicht bekannt,
der Brustes Milch zum Lebensspender,
ein Bäuerchen danach über die Gewänder.
Mit was wurd‘ Maria genährt?
Kuh, Schaf und Huhn, ungebraten nicht begehrt.
Kein Tisch, kein Wein, was eh nicht gut -
Alkohol geht direkt ins Blut -
kein Brot, das schon in der Früh‘ gebacken,
das heiße Gut aus Hirse, zum Packen.
Der Strich zum Kreis wird immer dünner,
je mehr ich‘s mir anschau‘, geht’s noch dümmer?
Sollt‘ an die Geschichte nicht Wahres hin,
Realität wär‘ doch in des Buches Sinn,
der ganze Firlefanz, den ich nun seh‘,
ein bisschen tut es mir jetzt weh.
Oder war gedeckt hinterm Stadel,
Catering-Service mit Knecht und Madel,
dass durch die Brust die Milch vom Besten,
Maria nicht nur genährt von Resten.
Vielleicht schließt sich der Kreis doch rund,
wie bei den Vögeln, vom Feld zum Mund.
Der Josef, der die Hütte richt‘,
bevor das Ding zusammenbricht.
Und Kuh und Schaf, die wohlgenährt,
es musst‘ was geben, was begehrt!
Das Abendmahl, der Neubeginn,
muss nun als Brotzeit zum Gewinn.
Von nun an will ich mir jed‘ Apocrypt
genauer schauen, mit was gespickt,
weil vieles, was die vier Evangelisten
in ihren Schriften listen,
will und muss doch geklärt,
weil mehr Wissen doch begehrt,
dass Licht ins Dunkle - es ist ja Weihtag -
sei die Geschicht‘ wie auch immer sie mag.
Eigentlich wie die versprengten Teilchen,
die nie voneinander weichen,
auch wenn sie nicht zusammen,
als Einheit ziehen doch ihre Bahnen.
Text und alle Rechte:
Jürgen Eiden
Sprecherin:
Corinna Rösel